Bauwerke
Ordensburg Viljandi ( Viljandi ordulinnus)
Anstelle der einstigen Holzfestung baute im Jahr 1224 nach erfolgreicher Eroberung der Schwertbrüderorden die Burg zu einer imposanten Steinfestung aus, die während des Livländischen Krieges stark beschädigt wurde. Heute zeugen die überwältigenden Mauerreste der mittelalterlichen Burgruine auf dem Brunnenberg von der ehemals beeindruckenden Grösse der Ordensburg. Im Sommer wird die Ruine und der Burgpark als Freilichtbühne für Musikkonzerte und Theateraufführungen des Ugala-Theaters genutzt.
Hängebrücke Viljandi
Über diese 50 m lange Hängebrücke, die über den Burggraben führt, erreicht man die Burgruine und den angrenzenden Burgpark der Ordensburg Viljandi. Sie wurde im Auftrag des Gutsherrn von Tarvastu – Karl von Mensenkampff – Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, um von seinem Gut aus den Burggraben bis zur anderen Seite zu überwinden. Anfang des 20. Jahrhunderts schenkte der Baron die Brücke der Stadt Viljandi und ermöglichte so den Einwohnern und Besuchern der Stadt, die Ruinen ohne anstrengenden Anstieg auf den Berghügel zu besichtigen. 1995 fand die bisher letzte Renovierung der Brücke statt.
Rathaus
Dieses in strahlendem Weiss leuchtende Steingebäude mitten in der Altstadt von Viljandi wurde zwischen 1768 und 1774 als Privathaus gebaut und ist heute eines der ältesten Steinhäuser der Stadt. Nach heftigen Zerstörungen im Krieg übernahm die Stadt Viljandi das Privathaus, liess 1838 nachträglich einen Glockenturm bauen und verzierte 1938 nach einer erneuten Restaurierung und Modernisierung das schmucke Gebäude mit einer elektrischen Rathausuhr aus Deutschland. Im Rathaushof befindet sich ein netter kleiner Rosengarten, der den Angestellten der Stadtverwaltung, die heute ihre Büros im Rathaus haben, im Sommer sicher die eine oder andere Pause verschönert.
Treppenberg (Trepimägi)
Hinter dem Rathaus liegen die 158 Treppenstufen des sogenannten Treppenbergs und führen auf direktem Weg an die Ufer des Viljandisees. Dort steht die Skulptur „Der Läufer“ zu Ehren des estnischen Ausnahmesportlers Hubert Pärnakivi, der 11 Siege im jährlichen Rennen um den Viljandisee erzielte und fünf Streckenrekorde aufstellte. Seit 1928 findet jedes Jahr am 1. Mai dieses traditionelle Rennen statt. Die Namen der Sieger werden nach dem Rennen seit über 80 Jahren in Granitsäulen gemeisselt, die neben der Skulptur stehen.
Alte Apotheke
Laidoneri plats 10
Eines der vier letzten Steinhäuser in Viljandi aus dem Jahr 1780 am Rande des Laidoner Platzes, das bei seiner Erbauung als Apotheke und privates Wohnhaus des Apothekers konzipiert war. Seit 1942 nutzt das Stadtmuseum von Viljandi die Räume für Ausstellungen und hat im Laufe der Jahre
seine Sammlung erheblich erweitert.
Alter Wasserturm (Vana veetorn)
Laidoner plats Mai – September Di – So 11.00 – 18.00 Uhr
Das weithin sichtbare, 30 m hohe Wahrzeichen der Stadt Viljandi ist der im Jahr 1911 gebaute Wasserturm. Viljandi war eine der ersten estnischen Städte, die mit einem Rohrleitungssystem die Einwohner mit Wasser aus dem Wasserturm versorgte. Der Turm besteht aus einem unteren Backsteingemäuer mit einem aufgesetzten hölzernen Wassertank, der heute als Aussichtsturm einen wunderbaren Blick über die Stadt ermöglicht.
Laidoner Platz (Laidoneri plats)
Der einstige Marktplatz in Viljandi wurde nach dem in Estland geborenen General Johan Laidoner (1884 – 1953) benannt, der seit 1918 Oberbefehlshaber der estnischen Armee war, nach Anerkennung der estnischen Unabhängigkeit durch die russische Besatzungsmacht im Jahr 1920 von diesem Posten aber zurücktrat und in den folgenden Jahren Mitglied des estnischen Parlaments wurde. Nach der erneuten russischen Besetzung Estlands wurde er seiner Ämter enthoben und mit seiner Frau nach Russland deportiert, wo er 1953 in einem russischen Gefängnis verstarb. Als Held der estnischen Befreiungskämpfe ist Johan Laidoner in die estnische Geschichte eingegangen und wurde als erster Ehrenbürger der Stadt Viljandi im Jahr 2004 mit einem Reiterdenkmal geehrt.
Mitten auf dem Laidoner Platz steht ein Springbrunnen mit einer Skulptur „Junge mit Fisch“ von dem estnischen Bildhauer und Dozenten der Estnischen Kunstakademie August Vomm (1906 – 1976).
Denkmal „Johann Köler“
Lossi tanäv
Das lebensgrosse Denkmal Johann Kölers zeigt den bekannten estnischen Maler mit seinen Arbeitsutensilien „Palette und Pinsel“ und wurde 1976 auf dem Stadtplatz errichtet.
Nachdem Johann Köler (1826 – 1899) an der Kunstakademie in St. Petersburg sein Studium mit Erfolg absolviert hatte, zog es ihn zu weiteren Stadien in die grossen europäischen Kunststädte wie Paris, Mailand, Florenz, Rom und Wien. Seine estnische Herkunft vergass er jedoch nie. In der Zeit der estnischen Befreiungsbewegung zeigte er eine starke Solidarität mit dem estnischen Volk, unterstützte die Nationalbewegung und war Mitbegründer der estnischen Malerei.
Denkmal „Carl Robert Jakobson“
Der in Estland hochgeschätzte estnische Publizist und Lehrer C. R. Jakobson (1841 – 1882) wurde 1993 mit einem beeindruckenden Abbild seiner Person in Viljandi geehrt. Seine besonderen Verdienste um die estnische Unabhängigkeit und den Erhalt der estnischen Sprache sind in Estland bis heute nicht zuletzt durch die immer noch existierende Zeitung „Sakala“, an der er massgeblich beteiligt war, unvergessen.
Johannis Kirche (Jaani kirik)
Pikk 6
Hell und freundlich steht das ehemalige Franziskanerkloster aus dem 15. Jahrhundert in Viljandi und hat seine Türen den ganzen Sommer über für Besucher der Stadt geöffnet. Nach schweren Zerstörungen während der Nordischen Kriege war die Stadtkirche bis zum Ende des zweiten Weltkrieges geschlossen und wurde von den russischen Besetzern als Lagerraum benutzt. 1986 begann eine ausgedehnte Renovierung, die 1992 mit der erneuten Weihe der Kirche abgeschlossen wurde und das Gebäude für die Gemeinde wieder zugänglich machte. In der Johanniskirche finden aufgrund der guten Akustik häufig Musikkonzerte statt, bei denen die von der schleswig – holsteinischen Partnerstadt Ahrensburg an die Johanniskirche geschenkte Orgel wohlklingend zum Einsatz kommt.
Paulus Kirche (Pauluse kirik)
Kiriku 3
Da im 19. Jahrhundert durch die positive wirtschaftliche Entwicklung in der Kreishauptstadt Viljandi die Einwohnerzahlen stetig anstiegen, war die Johanniskirche als einzige Stadtkirche für die Gemeindemitglieder zu klein geworden. Auf Initiative des dort tätigen Priesters Valentin von Holst genehmigte die Stadt den Bau einer Landkreiskirche, die von seinem Sohn, dem estnischen Architekten Matthias von Holst im Jahr 1866 gebaut wurde.
Deutscher Soldatenfriedhof
In der Nähe der Pauluskirche liegt ein Friedhof für deutsche Soldaten, die im zweiten Weltkrieg gefallen sind.