Bauwerke

Die mittelalterlichen Bauwerke in Tallinn vermitteln auf imposante Weise einen tiefen Eindruck von der ehemals stark umkämpften Stadt an der Ostsee.



Stadtmauer
Gümnaasiumi 3
Besonders beeindruckt die Altstadt (vanalinn) Tallinns mit ihrer 2 km langen Befestigungsmauer und den vielen Wehrtürmen. Der Bau dieser Stadtmauer begann im 13. Jahrhundert und dauerte 300 Jahre. Ursprünglich war die Mauer 2350 m lang und hatte 46 Türme. Leider sind nicht alle Türme erhalten, so das heute nur noch 20 Türme und einige Tore übrig sind. In Teilstücken ist die Stadtmauer ca. 3 m dick und 15 m hoch. Besucher der Stadt Tallinn können auf einem kleineren Teil der Befestigungsmauer spazieren gehen und den wunderbaren Blick über die Altstadt und den Domberg geniessen.
Zahlreiche kleine Gässchen und Strassen mit einer unglaublichen Vielfalt an kleineren Restaurants und Cafes führen in die „Unterstadt“ und den Bereich „Domberg“, wobei die Verbindung zwischen Zentrum und Domberg entweder über einen ansteigenden Fussweg (Pikk jalg), gesäumt von den wunderschönen Gildehäusern Tallinns, oder die Treppen des Lühike jalg hergestellt wird, da beide Stadtteile durch die Stadtmauer voneinander getrennt sind.

Kiek in de Kök
Komandandi tee 2
1475 wurde der Geschützturm „Kiek in de Kök“ (übersetzt: Guck in die Küche) zur Stadtmauer ergänzt. Mit einer Höhe von fast 40 m und einem Durchmesser von 17 m war er seinerzeit der grösste Turm in Nordeuropa. Die Geschichte erzählt, das die im Turm lebenden Soldaten durch die hohen Turmfenster einen Blick in die Küchen der auf dem Domberg lebenden Ordensritter und Adeligen werfen konnten und daraus der Name des Turmes entstanden sei. Heute beherbergt der komplett sanierte Wehrturm einen Teil des Tallinner Stadtmuseums.

Dicke Margarete und das Küstentor
Pikk 70
Im Norden der Altstadt zur Seeseite steht das mit der Stadtmauer verbundene Grosse Küstentor (Suur Rannavärav), das Besuchern (auch den Feindlichen) von der Meerseite aus einen imponierenden ersten Eindruck von der Stadt bieten sollte. Der Kanonenturm „Dicke Margarete“(Paks Margareeta) wurde bei Reparaturarbeiten des Küstentores Anfang des 16.Jahrhunderts zur besseren Verteidigung des Stadtzugangs gebaut. Der Wehrturm hat einen Durchmesser von 25 m, die Wände sind 4 m stark und die Höhe des Turm war mit 20 m bestens geeignet, sich nähernde feindliche Schiffe schon frühzeitig zu sichten und die Stadt in Verteidigungsposition zu bringen. In späteren Jahren wurde der Turm auch als Munitionslager und Gefängnis genutzt, heute beherbergt der Turm das estnische Meeresmuseum. Auf vier
Etagen sind Zeitzeugnisse wie z.B. alte Seekarten, Taucher – und Fischereiausrüstungen sowie diverse Funde aus dem Meer ausgestellt. Vom Dach des Museums hat der Besucher einen tollen Blick über die Altstadt und das Meer.

Jungfern Turm (Neitsitorn)
Lühike jalg 9A
Dieser Turm wurde mit der Stadtmauer erbaut und später als Gefängnis für Prostituierte benutzt. Häufige Angriffe auf die Stadtmauer und ihre Wehrtürme führten immer wieder zu schweren Beschädigungen und zu umfangreichen Restaurierungsarbeiten.

Eppinger Turm
Laboratoriumi 31
Dieser Turm lädt grosse und kleine Besucher auf sechs Etagen zu einer Erlebnisausstellung der besonderen Art ein. Alte Rüstungen anprobieren und sich mit den Waffen des Mittelalters zu beschäftigen sind nur einige der Angebote im Eppinger Turm, denn die Besucher haben auch die Möglichkeit, wechselnde Ausstellungen über das mittelalterliche Handwerk zu besichtigen und bei der Anfertigung von Münzen zuzuschauen oder selber eine Erinnnerungsmünze herzustellen. Die Ausstellungen zeigen die Entstehungsgeschichte der Tallinner Festungsanlagen und geben das nötige Hintergrundwissen, um bei der spielerischen Anprobe der mittelalterlichen Harnische die Geschichte nicht ganz zu vergessen.

Viru-Tore
Die Viru-Tore stehen am östlichen Teil der Stadtmauer und führen direkt in die Fussgängerzone der Altstadt. Die Viru-Strasse ist bis in die Altstadt hinein gesäumt von kleinen Cafes und Geschäften.

Der Fernsehturm von Tallinn (Tallinna teletorn)
Kloostrimetsa tee 58 A
Der Fernsehturm in Tallinn wurde zwischen 1975 und 1980 anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Moskau von russischen Architekten gebaut. Er ist 314m hoch und hat auf der mittleren Höhe von 170 m eine Besucherplattform mit einem Durchmesser von 38m, die bei klarem Wetter den Blick bis zur Küste Finnlands ermöglicht. Der Schaft des Fernsehturmes besteht aus Stahlbeton-Ringen von jeweils 50 cm Stärke und hat eine Masse von 20.000 Tonnen.

Rathausplatz (Raekoja plats)
Raekoja plats
In der „Unterstadt“ liegt der von Touristen belebte Rathausplatz (Raekoja plats) mit seinen zahlreichen Lokalen. Dieser Platz war schon immer Veranstaltungsort für die unterschiedlichsten Arten von öffentlichen Feierlichkeiten, Jahrmärkten aber auch Marktplatz, wo Händler ihre Waren zum Verkauf anboten. Öffentliche Hinrichtungen fanden im Mittelalter auf dem Rathausplatz statt. Heute ist der Platz ein Treffpunkt für Einheimische und Besucher der Stadt Tallinn gleichermassen und zahlreiche traditionelle Feste wie das beliebte Altstadtfest oder auch mittelalterliche Zeremonien werden dort veranstaltet. Im Winter ziert diesen Platz ein riesiger Weihnachtsbaum, der die Adventszeit und den Weihnachtsmarkt eröffnet.

Rathaus
Raekoja plats 1
Das im gotischen Stil erbaute Rathaus war über Jahrhunderte der Regierungssitz der Stadt Tallinn. Die Turmspitze des Rathauses ziert seit 1530 das Wahrzeichen Tallinns- die Wetterfahne mit dem Stadtknecht „Alter Thomas“(Vana Toomas). Im Inneren des Rathauses sind die Prunkräume und der Ratssaal nur zu begrenzten Einlasszeiten zu besichtigen, da es bis heute noch häufig für festliche Veranstaltungen genutzt wird. Im Juli und August ist das Rathaus den ganzen Tag über für Besucher geöffnet.

Ratsgefängnis
Raekoja 4
Hinter dem Rathaus liegt der bis ins Jahr 1828 als Gefängnis genutzte Stadtkerker mit gut erhaltenen Gefangenenzellen. Heute hat das Fotomuseum hier seine Ausstellungsräume, in denen die 150-jährige Geschichte der Fotografie in Tallinn mit zahlreichen Fotos der Hauptstadt , historischen Kameras und sogar einer Dunkelkammer aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts veranschaulicht wird.

Ratsapotheke
Raekoja plats 11
An der Nordseite des Rathausplatzes liegt die schon seit dem Mittelalter (1422) betriebene Ratsapotheke, eine der ältesten Apotheken Europas, die ihre Arzneien natürlich der modernen Zeit und Medizin angepasst hat. Gab es früher so exotisch klingende Arzneien wie getrocknete Froschschenkel oder Fischaugenpulver, so hat sich heute das Verkaufsangebot doch stark verändert
und der Besucher erhält wie in jeder anderen Apotheke auch hier eine sachkundige medizinische Beratung.

Haus der Bruderschaft der Schwarzhäupter (Mustpeade Maja)
Pikk 26
Die Bruderschaft der Schwarzhäupter wurde im Jahr 1399 gegründet und bestand aus unverheirateten deutschstämmigen Kaufgesellen, die sich vornehmlich aus geselligen Gründen zusammengeschlossen. Wenn diese Kaufleute heirateten, traten sie der Grossen Gilde bei und waren sowohl wirtschaftlich als auch im sozial-politischen Leben angesehene Bürger der Stadt.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwarb die Bruderschaft der Schwarzhäupter ein Wohnhaus mit dem dazugehörigen Grundstück und baute dieses Gebäude zu ihrem Versammlungshaus aus. 1597 wurde die Fassade mit aufwendigen, steinernen Verzierungen und einer Unzahl von Ornamenten im holländischen Renaissance-Stil erneuert. Die Wappen der Hansekontore von Brügge, Nowgorod, Bergen und London wurden als Zeichen der Vereinigung an der Aussenmauer angebracht. Das Haus der Bruderschaft der Schwarzhäupter in Tallinn ist eines der ganz wenigen gut erhaltenen Renaissance – Gebäude in Estland.

Tallinner Schloss
Lossi plats 1
Auf dem Domberg (Toompea) befindet sich auch das Tallinner Barockschloss der Zarin Katharina II. . Das Schloss war ehemalige Residenz der russischen Gouverneure und ist heutiger Sitz des Parlaments. Für den Bau des Schlosses wurden Teile der ehemaligen dänischen Burg Tallinn aus dem 13. Jahrhundert abgerissen. Der „Lange Hermann“, einer der ursprünglich vier Wehrtürme der Burg, wurde zwischen 1360 und 1370 errichtet und ist heute mit einer Höhe von fast 46 m weithin sichtbarer Bestandteil des Schlosses, da auf ihm die Staatsflagge Estlands weht. Neben dem Schloss liegt der wunderschöne Schlossgarten, der kostenlos für jeden zu besichtigen ist. Einer Legende nach sollen die Dänen in der Schlacht im Jahr 1219 aus heiterem Himmel eine Flagge ( die spätere Nationalflagge) überreicht bekommen haben und dadurch den Sieg und die Herrschaft des dänischen Königs über Tallinn gewonnen haben. Noch heute wird jedes Jahr im Sommer der Tag der dänischen Flagge „Daneborg“ gefeiert.

Sommerhaus von Zar Peter I.
Mäekalda 2
In diesem eher bescheidenen Haus – dem „alten Palast“ – lebte das Zarenpaar Peter und Katharina I. bei ihren Aufenthalten in Tallinn. Im gesamten Haus sind für Besucher die Türen geöffnet, um sich einen Eindruck von der Einrichtung und der damaligen Lebensführung zu machen.