Tiere
Estland ist ein Land, das in weiten Teilen noch sehr gering besiedelt ist und deshalb über erhebliche Landschaftsgebiete mit fast unberührter Natur verfügt. Da der Naturschutz in diesem Land stark im Vordergrund steht, finden Tiere hier beste Voraussetzungen für ein artgerechtes und ungestörtes Leben, was man an stetig wachsenden Populationen erkennen kann. Selbst Tiere, die im sonstigen europäischen Raum fast nicht mehr vorkommen, vermehren sich hier aufgrund der guten Lebensbedingungen und sorgen für den Erhalt der Artenvielfalt. In den sumpfigen Moor – und Waldlandschaften ist der Wildbestand so zahlreich, das viele Jäger im Herbst anreisen und ihrer Leidenschaft mit grossem Erfolg nachgehen. Sie kommen, um einen kapitalen Elch oder ein Wildschwein zu erlegen. Auch Hirsche, Rehe und Füchse sind für die Jagd freigegeben, allerdings dürfen manche Tiere nur mit Einschränkungen und unter bestimmten Auflagen erlegt werden.
Es müssen entsprechende Lizenzen von den Jägern gekauft werden und nur eine bestimmte Menge Tiere, die vorher von einer zentralen amtlichen Stelle zum Abschuss frei gegeben wurde, darf gejagdt werden. Das Geld für die Lizenzen wird für die Hege der Reviere genutzt und trägt damit zum Erhalt der guten Lebensbedingungen für die Tiere bei. So wurden z.B. 1957 fünf Biberpaare aus Russland in Estland angesiedelt, da seit 1841 keine Biber mehr in Estland gelebt haben. Nachdem man 115 weitere Paare ausgesetzt hatte und die Tiere unter Naturschutz gestellt wurden, ist die Population mittlerweile auf über 10.000 Tiere angewachsen. Aufgrund des grossen Bestands an Bibern ist die organisierte und kostenpflichtige Jagd auf diese geschützten Tiere wieder erlaubt, da ihre zahlreichen Damm – und Burgenbauten die gezielte Entwässerung einiger Moorgebiete erschwert. Im Nationalpark Sooma kann man an einer „Bibersafari“ teilnehmen, um von einem Kanu aus die Nager aus der Nähe zu beobachten. In Estland leben auch eine stattliche Anzahl russischer Braunbären (600), Luchse (900) und Wölfe (170). Die Bären leben hauptsächlich im Norden des Landes in einem naturbelassenen Moorgebiet in Alutaguse, wo sie ganz offenbar einen perfekten Lebensraum für sich gefunden haben, denn der Bestand wächst stetig weiter. Es werden geführte Beobachtungswanderungen für Besucher angeboten, auf denen man die Bären in ihrem natürlichen Umfeld beobachten kann. Wesentlich seltener ergibt sich die Gelegenheit, einen aus Russland eingewanderten Vielfrass – auch Bärenmarder genannt – zu sichten. Diese grosse Marderart ist den meisten Menschen nicht wirklich bekannt, da die Tiere nachtaktiv sind. Sie leben in Nestern, die sie aus Gräsern und Blättern unter am Boden liegenden Bäumen oder in Höhlen und Felsspalten bauen. Grundsätzlich leben sie auf dem Boden, schwimmen aber auch sehr gut und sind behende Kletterer.
Das Symboltier des estnischen Naturschutzfonds ist das Europäische Flughörnchen, das auf der estnischen roten Liste der zu schützenden Tiere steht und seinen bevorzugten Lebensraum eigentlich in Asien hat. Nur in Finnland, Russland und Estland finden sich diese niedlichen, ca. 14-20 Zentimeter grossen, nachtaktiven Gleithörnchen, die vor allem in Mischwäldern aus Birken – und Nadelholzbäumen leben.
In den sumpfigen Waldgebieten leben zahlreiche Froscharten und Waldeidechsen, wobei auch hier einige Arten ( Kammmolch, Teichfrosch, Wechsel – und Kreuzkröte) unter Naturschutz stehen. Allerdings gilt dieser Schutz nicht, wenn es sich um einen hungrigen Storch handelt, denn der könnte ohne „Froschschenkel“ wohl kaum überleben. Man kann nur hoffen, das ihm bei seinem „delikaten Mahl“ nicht gerade eine giftige Kreuzotter über den „Teller“ rutscht, denn diese Schlange ist der natürliche Feind eines Storches und bevorzugt leider den gleichen „feuchten“ Lebensraum wie die Frösche.
Ornithologen haben in Estland eigentlich immer „einen Vogel“, den sie beobachten können, denn die Artenvielfalt ist unglaublich. Auf den Inseln und den Küstengebieten leben jede Menge unterschiedlicher Seevögel wie Bachstelzen, Nebelkrähen und auch die Rauchschwalbe (Nationalvogel Estlands), aber auch diverse Störche und Zwergtaucher. An den Seen der Moorlandschaften findet man jede Menge Wildenten, Gänse und Schwäne, die unter Naturschutz stehen. Der seltene Rauhfusskauz ist sehr scheu und macht nur durch seinen Ruf aus den Wäldern auf sich aufmerksam. Die Seeadler haben sich hauptsächlich im Norden im Lahemaa Nationalpark angesiedelt, aber auch die Schrei – und Steinadler ziehen ihre majestätischen Runden über den Küstengebieten in Estland.
Der Angelsport ist in Estland aufgrund der Dichte an Gewässern sehr populär. Wo soviel Wasser ist, da ist auch jede Menge frischer Fisch wie z. B. ein Zander, der nur darauf „wartet“ in neue „Gewässer“ wie eine leichte Zitronensauce zu schwimmen. Oder der Hecht, der zu Hechtklösschen verarbeitet in einem köstlichen Weissweinsud zur Bestform aufläuft. Wer es lieber etwas deftiger bevorzugt, kann sich den gefangenen Aal aus dem Wirz-See ja räuchern. Das gleiche gilt für Forellen und Lachs, die von dieser Art der Zubereitung kaum ihre appetitliche Farbe verlieren. Aus dem Meer kommen Schollen, Dorsche und die Strömlinge auf den Tisch, die nach estnischer Tradition auf vielfältige Art zubereitet werden können.