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Das Sparen hat sich für Estland gelohnt

Estland ist das wirtschaftlich erfolgreichste Land im Baltikum und hat es trotz schwerer finanzieller Einbussen durch die weltweite Finanzkrise 2008...

Estland ist das wirtschaftlich erfolgreichste Land im Baltikum und hat es trotz schwerer finanzieller Einbussen durch die weltweite Finanzkrise 2008 geschafft, die Kriterien der europäischen Währungs-Union pünktlich zur Euro-Einführung im Januar 2011 zu erfüllen. Ministerpräsident Andrus Ansip entwickelte bereits 2007, nachdem Estland aufgrund einer zu hohen Inflationsrate nur knapp an der Einführung des Euros gescheitert war, einen äusserst rigiden staatlichen Sparplan. Er sorgte für Lohnkürzungen von bis zu 20 % im öffentlichen Dienst, die Kürzungen in der Privatwirtschaft gingen noch erheblich darüber hinaus, die Arbeitslosenquote stieg auf fast 15 % und die allgemeinen Wirtschaftsdaten fielen auf ein Rekordtief. Für die in der Vergangenheit wirtschaftlich „verwöhnten“ Esten, die zu Zeiten der sogenannten „Tigerökonomie“ zweistellige Wachstumsraten erzielten, waren diese Massnahmen sicher eine mehr als unschöne Erfahrung.

Statt über die entbehrungsreiche Zeit zu klagen, nahm die estnische Bevölkerung die finanziellen Einschränkungen und eine Teuerungsrate von 5 % ohne nennenswerten Protest hin und versuchte mit vereinten Kräften, den wirtschaftlichen Erfolg des baltischen Staates wieder zu stärken. Die enorme staatliche Haushaltsdisziplin hat sich für Estland ausgezahlt, denn mit einem Haushaltsdefizit von 1,7 % des BIP und einer Staatsverschuldung, die bei 7,2 % liegt, steht Estland heute nach nur zwei Jahren besser da als die meisten anderen Mitglieds-Staaten der Währungs-Union und kann der Einführung des Euros gelassen entgegen sehen. Bereits vor Weihnachten brachte der estnische Staat 600.000 „Starter-Kits“ mit 42 Münzen im Wert von 12,79 € in Umlauf, um die Bevölkerung schon vor dem 1. Januar 2011mit dem zukünftigen Zahlungsmittel vertraut zu machen und ihnen den Abschied von der estnischen Krone zu erleichtern. Bleibt zu hoffen, das der estnische Staat als „Dank“ für sein diszipliniertes Verhalten nicht sofort nach der Euro-Einführung mit einer finanziellen Beteiligung am europäischen Rettungsschirm für die Schulden der „schwächeren“ Mitglieds-Staaten „belohnt“ wird.